von Heinrich Fröb
„Jeder, der getauft ist, darf die Abendmahlsgaben empfangen” (Kirchenordnung der Schwedischen Kirche). Grundsätzlich sind alle Getauften zum Abendmahl zugelassen.
Das bedeutet, dass die Kinder – wenn sie getauft sind – am Abendmahl teilnehmen dürfen. Dabei dürfen sie sowohl Brot als auch Wein empfangen.
Die Getauften brauchen keine Vorbedingungen zu erfüllen, um am Abendmahl teilnehmen zu können. Mit der Einführung des jetzt gültigen Kirchenhandbuches von 1986 wurde sowohl die Konfirmandenprüfung als auch die so genannte Admissionsformel abgeschafft, mit welcher den Konfirmierten die Teilnahme am Abendmahl erlaubt wurde. Die Teilnahme der Kinder oder Jugendlichen am Abendmahl setzt die Taufe voraus, aber nicht die Konfirmation.
Nach den Richtlinien für die Konfirmandenarbeit (2008) werden die noch nicht getauften Konfirmanden zur Abendmahlsgemeinschaft zugelassen, d.h. sie kommen mit in den Kreis am Altar, empfangen aber nicht Brot und Wein.
Mit der Taufe erhält der Getaufte die volle sakramentale Gemeinschaft. Damit kann in der Schwedischen Kirche die Teilnahme am Abendmahl nicht als Vorbereitung für die Taufe verstanden werden.
von Dieter Witt
Es ist mehr als drei Jahrzehnte her, dass das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Opladen beschlossen hat, Kinder zum Abendmahl zuzulassen. Ich – jetzt Pfarrer im Ruhestand - erinnere mich bis heute an die lebhaften Diskussionen, die diesem Beschluss vorangegangen sind. Eine Reihe von Argumenten wurde ins Feld geführt. Zwei schälten sich als die Wichtigsten heraus:
Trauben statt Brot und Wein als Vorstufe
Um zu beiden Argumenten Erfahrungswerte zu bekommen, haben wir im Kindergottesdienst-Team eine ausführliche Themenreihe zum Abendmahl vorbereitet. Sie ist anschließend im Kindergottesdienst durchgeführt und mit einem Familiengottesdienst abgeschlossen worden.
In diesem Familiengottesdienst ist dann das Abendmahl gefeiert worden. Die Kinder kamen mit ihren Eltern oder mit den Kindergottesdienstmitarbeitenden zur Austeilung. Da noch kein Presbyteriumsbeschluss zur Zulassung der Kinder zum Abendmahl vorlag, bekamen die Kinder jeweils einige Weintrauben statt des Brotes. Und anstelle des Kelches wurde ihnen ein Segenswort zugesprochen. Diese Praxis wurde dann in allen Familiengottesdiensten und Abendmahlsgottesdiensten viele Monate lang beibehalten.
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Abendmahlsvorbereitung durch Eltern
von Christoph Nötzel
Lisa freut sich. Sie hat eine Einladung bekommen. Eine Einladung von dem Mann aus der Kirche. Zum Abendmahl. „Was das ist“, hat sie ihre Mama gefragt. „Da kriegst Du in der Kirche ein kleines Stück Brot und etwas zu trinken – und wir essen alle zusammen mit Gott. So genau kann ich es Dir auch nicht erklären. Aber es gibt ja einen Kurs zur Vorbereitung.“ - „Hmm, einen Kurs zur Vorbereitung? Ist das wie Schule? Wo muss ich denn da hin? Und wer kommt denn da noch?“ Lisas Freude sinkt. Teresa und Saskia, mit denen Lisa sonst alles zusammen macht, haben nämlich keine Einladung bekommen. „Die sind vielleicht nicht evangelisch“, sagt Mutter. „Muss ich dahin?“ fragt Lisa jetzt. „Warte mal ab. Morgen Nachmittag lädt der Pfarrer alle Kinder und ihre Eltern ein. Da siehst Du, wer noch so kommt. Dann werden wir mehr wissen und Du kannst Dich entscheiden.“
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von Birgit Brügge-Lauterjung
Als sinnvolles Alter für die Vorbereitung von Kindern auf das Abendmahl ist aus entwicklungspsychologischer Sicht das Kindergartenalter anzusehen. In der Übergangsphase vom magischen zum mythischen Bewusstsein sind Kinder offen für die geheimnisvollen Seiten des Lebens und brauchen die Erfahrung des Heilwerdens und der Geborgenheit in einer umfassenden Dimension.
Wird das Abendmahl den Kindern in dieser Entwicklungsphase in einer ihrem Alter entsprechenden Weise nahe gebracht, so kann es zu einem wertvollen und wesentlichen Bestandteil der Welt und des Glaubens der Kinder werden.
Bei der Hinführung der Kindergartenkinder zum Abendmahl muss differenziert werden. In unseren evangelischen Einrichtungen befinden sich nicht nur evangelische Kinder, sondern auch Kinder anderer Konfessionen und Religionen. Von daher kann die Abendmahlsvorbereitung nicht pauschal mit den Kindern der gesamten Einrichtung erfolgen, z.B. im Kindergartengottesdienst, sondern sie muss als Projekt angeboten werden, dem die Eltern jeweils für ihr Kind zustimmen. Es gilt also zunächst, die Eltern in dieses Projekt mit hineinzunehmen, sie zu informieren und ihnen die Entscheidung über die Teilnahme ihres Kindes zu überlassen.
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von Günter Ruddat
Mmmh, so spiegelt es sich auf dem ganzen Gesicht, Gerd-Dieter strahlt mich an, wenn er auf dem Altar die Vorbereitung für das Abendmahl entdeckt. Ihm schmeckt nicht nur der leckere Wein oder der Traubensaft, sondern besonders das duftende Brot mit den Sesamkörnern. Der junge Mann arbeitet in der Werkstatt für Behinderte, regelmäßig kommt er zum Gottesdienst. Wenn nach Predigt und Fürbitten mit einem bewegten Lied wie „Kommt mit Gaben und Lobgesang“ gastfreundlich zum Abendmahl eingeladen wird, dann nimmt er lächelnd seine Freundin Renate an die Hand. Die beiden jungen Leute reihen sich in den großen Kreis ein, der sich rund um den Altar im Zeichen des Kreuzes versammelt. Sie genießen diese besondere, ganz und gar nicht alltägliche Gemeinschaft auf Zeit, diese bunte Gemeinde aus ganz verschiedenen Menschen: Junge Familien mit ihren Kindern, Konfirmandinnen und Konfirmanden mit ihren Eltern neben alt gewordenen Frauen und einigen älteren Männern.
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von Peter Privett
In den zurückliegenden Jahren hat die Frage, ob Kinder schon vor der Konfirmation am Abendmahl teilnehmen dürfen, in den Kirchen des Vereinigten Königreiches zahlreiche Diskussionen ausgelöst.
Das Anwachsen der gemeindlichen Abendmahlsbewegung aus den 1930er Jahren sah eine graduelle Verschiebung des Schwerpunktes beim Sonntagsgottesdienst von der ausschließlichen Konzentration auf die Wortverkündigung hin zu einem mehr durch sakramentale Handlungen geprägten Gottesdienst vor.
1971 schlägt der „Ely Report“ den Synoden der Kirche von England vor, dass Kinder schon vor ihrer Konfirmation zum Abendmahl zugelassen werden sollten. Mehr als zehn Jahre später verstärkt der „Knaresborough Report“ von 1985 diese Initiative. In der Zwischenzeit experimentierten zwei englische Diözesen in sehr begrenztem Umfang mit der Zulassung von Kindern zum Abendmahl. Die Erfahrungen über die Teilnahme von Kindern am Abendmahl in den anglikanischen Provinzen in Kanada, Neuseeland und den USA führten zum „Boston Statement“ der anglikanisch-liturgischen Konsultation von 1985, die alle anglikanischen Provinzen aufforderte, diesem Beispiel zu folgen. 1988 wiederholte der wichtigste Bericht über die Arbeit mit Kindern „Children in the Way“ diese Empfehlung. Doch erst 1997 gab das Haus der Bischöfe der Kirche von England Richtlinien über die Zulassung von Kindern zum Abendmahl vor der Konfirmation heraus. Die Zulassung lag dabei im Ermessen des jeweiligen Diözesanbischofs. Die Bedenken der Bischöfe betrafen dabei die Frage nach der Ehrfurcht und dem richtigen Verständnis des Sakraments. Im Februar 2006 genehmigte schließlich die Generalsynode der Kirche von England die Bestimmungen für Kinder beim Abendmahl.
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von Christiane Zimmermann-Fröb
Ende September fand der Rheinische Kindergottesdiensttag "Ma(h)l feiern - ich bin dabei" in Düsseldorf statt. Thematischer Schwerpunkt war das Abendmahl für alle! Es gab viele Workshops, die das Thema aufgenommen haben, mal mit grundlegenden Informationen, mal zu der Frage "Wie bereite ich das Thema im Mitarbeitendkreis für die Kinder vor?", mal einfach als Abendmahlsgeschichten, die auf dem Rücken, als Bodenbild oder als Godly Play - Geschichte erzählt wurden. Einiges davon finden Sie nun neu unter der Rubrik "Praxisbausteine".
Unter "Konfirmandenarbeit" gibt es nun den Stationenweg "Ach wie peinlich - Abendmahl mit Teenies".
Unter "Kindergottesdienst" finden Sie die "Das Gleichnis vom großen Fest - erzählt als Rückengeschichte" und "Ihr seid Gäste und Gastgeber - Vorbereitung auf das Abendmahl mit Kindern im Team".
Vielleicht ist das ein oder andere dabei, dass Ihnen hilft Abendmahlsfeiern oder die Vorbereitung darauf zu gestalten und zwar nicht nur für Kinder, sondern für alle die miteinander feiern!
von Christian Nell-Wunsch
„Kommt, es ist alles bereit. Schmeckt und seht, wie freundlich unser Gott ist“, so war es, laut, deutlich und freundlich einladend von der Liturgin gesprochen, im Gottesdienst zu vernehmen. „Ich auch?“ Ebenso laut und deutlich durchbrach eine Kinderstimme die Andacht.
Was nun? Verunsicherung überlagert die freundliche Einladung: Darf ich mein Kind mitbringen zum Abendmahl? Darf ich es teilhaben lassen an den Gaben?
Eine gewiss nicht einmalige Situation in der Rheinischen Landeskirche. Das Presbyterium nahm die Herausforderung in den frühen 90er Jahren an. Seitdem überlagert die freundliche Einladung die hier und da noch gebliebenen Verunsicherungen. Wie kam des dazu?
Zunächst wurde im Presbyterium theologisch gearbeitet, teilweise vorbereitet durch den Ausschuss für Theologie und Gottesdienst. Die Einsetzungsworte wurden bedacht, die Wirkungsgeschichte und die Rezeption in den frühen christlichen Gemeinden reflektiert. Literatur wurde hinzugezogen, die Arbeitsstelle für Kindergottesdienst um Beratung gebeten.
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Was denken eigentlich Kinder selbst über das Abendmahl. Freuen sie sich, finden sie das komisch? Was sind ihre Gedanken zum Abendmahl – können sie denn das Wichtige am Abendmahl schon wirklich erfassen? Oder sind sie dazu nicht noch viel zu klein? Darüber denken erwachsene Menschen in unserer Kirche viel nach. Wir haben die Kinder selber gefragt, was sie im Blick aufs Abendmahl fühlen und denken, was ihnen dabei wichtig ist, wie sie sich vorbereiten.
8 – 10jährige Kinder, die bald zum ersten Mal am Abendmahl teil nehmen, äußern ihre Gedanken:
Ich bin gespannt aufs Abendmahl, weil …
Wie fühlt sich das an?
Was könnte wohl das Wichtigste am Abendmahl sein?
Wen hättest Du gerne dabei, wenn Du Abendmahl feierst?
Bereitest Du Dich besonders aufs Abendmahl vor?
Wir danken den Kindern Tobias, Charlotte, Marie, Kathrin, Simon, Celina, Leonard, Philipp, Clemens, Leo, Stanley und Ella für ihre Bereitschaft, über diese Fragen nachzudenken.
[img_assist|nid=65|title=|desc=|link=popup|align=left|width=200|height=133]„Mahlzeit! Kinder unterwegs zum Tisch des Herrn“ – mit diesem Motto hatten die Chor- und Kindergottesdienstverbände der Evangelischen Kirchen von Rheinland und Westfalen am 25. September 2010 nach Essen in die Erlöserkirche eingeladen.
Nach der Begrüßung und einem musikalischen Auftakt wurden die Kinder durch Pfarrerin Kerstin Othmer-Haake von der Arbeitsstelle Kirche mit Kindern in Westfalen spielerisch und sehr anschaulich auf die Thematik des Tages vorbereitet.
Die Kinder sangen aus dem neu erstellten Heft „Mahlzeit! Kinder unterwegs zum Tisch des Herrn“ viele kindgerechte Lieder zum Thema „Abendmahl“. So wurden sie durch das gesungene Wort auf musikalischem Wege für die gemeinsame Feier eingestimmt.
[img_assist|nid=66|title=|desc=|link=popup|align=right|width=200|height=133]Nach der Mittagspause konnten die Kinder in Workshops ein Bild zum Abendmahl ausmalen, mit Ton kreativ arbeiten, sich in Bodypercussion üben und mit dem Komponisten Gerd-Peter Münden die Kantate über die Speisung der Fünftausend einstudieren. Für die Erwachsenen gab es eine Gesprächsrunde „Abendmahl mit Kindern“ mit vielen Informationen und praktische Tipps.
[img_assist|nid=67|title=|desc=|link=popup|align=left|width=200|height=138]Gestärkt durch Getränke und ein Stück Kuchen versammelten sich alle im großen Kirchenraum zur Andacht und stimmten am Ende begeistert in den Schlusschor der Kantate ein: „Und sie aßen alle, alle, alleluja, und sie wurden alle satt“ [7]. Beeindruckend, mit welcher inneren Einstellung sich die Kinder anschließend an mehreren Tischen in der Kirche verteilten, um das Abendmahl zu empfangen. Es war zu spüren, dass dieses Erleben für sie etwas ganz Besonderes war.
[img_assist|nid=68|title=|desc=|link=popup|align=right|width=200|height=138]Eine große Freude war für alle 450 Kinder und 100 Erwachsene, gemeinsam mit Präses Nikolaus Schneider das Abendmahl zu feiern, der damit ein Zeichen setzte: Kinder sind eingeladen zum Tisch des Herrn, und singende Kinder sind für unsere Kirchen und Gemeinden unverzichtbar.
Begeistert und ein wenig erschöpft fuhren die Kinder am späten Nachmittag nach Hause und werden sich bestimmt noch lange an diesen Begegnungstag, an dem viele zum ersten Mal das Abendmahl gefeiert haben, erinnern.
Links:
[1] http://www.abendmahl-mit-kindern.de/sites/default/files/Abendmahl_mit_Kindern_und_Eltern_ein_Erfahrungsbericht.pdf
[2] http://www.abendmahl-mit-kindern.de/sites/default/files/Abendmahlsvorbereitung_durch_Eltern.pdf
[3] http://www.abendmahl-mit-kindern.de/sites/default/files/Ein_Kinderbibeltag_zum_Abendmahl.pdf
[4] http://www.abendmahl-mit-kindern.de/sites/default/files/FeierAbendMahl%20_NEZ_2006.pdf
[5] http://www.abendmahl-mit-kindern.de/sites/default/files/Abendmahl_England.pdf
[6] http://www.abendmahl-mit-kindern.de/sites/default/files/Praxisbeispiel_Gemeinde.pdf
[7] http://www.abendmahl-mit-kindern.de/sites/default/files/April2011.mp3