Familie als Lernort für das Abendmahl

von Rüdiger Maschwitz

Die Verlautbarungen und Beschlüsse zum Abendmahl mit Kindern gehen fast alle davon aus, dass die Familie die Kinder zum Abendmahl mit (!) hinführt, sie begleitet und unterstützt. Dies stimmte in der Vergangenheit sicher für alle Eltern, die der evangelischen Kirche nahe und in regelmäßigem Kontakt mit der Gemeinde standen. Bei ihnen konnte auch ein Grundwissen über das Abendmahl vermutet werden.

Zwei Faktoren machten aber auch in der Vergangenheit die Familie als Lernort für das Abendmahl selbst bei aufgeschlossenen evangelischen Eltern schwierig. Die Abendmahlspraxis, die meine Generation (zwischen 50 und 60 Jahren) in der evangelischen Kirche als Kinder kennen lernte, war oft nicht einladend und auch nicht verständlich. Ich selbst musste als Kind aus der Kirche gehen, wenn das Abendmahl im Anschluss an den Gottesdienst gefeiert wurde. Ich erlebte schwarz gekleidete Menschen in gedrückter Stimmung. Und: Das Abendmahl wurde eher selten gefeiert.

Im Konfirmandenunterricht, so hieß er damals noch, erlebten viele Menschen eine einseitige und eindimensionale Hinführung und Erläuterung des Abendmahls. Schuld, Vergebung und Buße standen im Vordergrund, andere Aspekte wurden kaum aufgenommen.

Evangelisch sozialisierte Christen dieser Generation erlebten oft erst bei Kirchentagen andere Möglichkeiten, das Abendmahl zu verstehen und zu feiern, ich erinnere nur an die liturgischen Nächte und das Feierabendmahl.

Christen, die nicht in nahem Kontakt mit ihrer Kirche lebten, haben das Abendmahl nach ihrer Konfirmation nur noch selten gefeiert. Jemand brachte es einmal auf den Punkt: „Es war wie beim ersten Kuss; die Erwartungen waren viel zu hoch und die Realität enttäuschend.“ Nun bleibt es meist nicht beim ersten Kuss, aber oft genug beim ersten und einzigen Abendmahl. Dies ist nicht nur enttäuschend, sondern fatal.

Sie können den ganzen Artikel hier herunterladen (PDF-Datei).